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Bild zeigt Daniel Feyler / Geschäftsführer von PKV mit Plan

Daniel Feyler

Geschäftsführer & PKV-Experte

INHALT

    Dein Weg zu Top-Medizin mit planbaren Beiträgen im Alter.

    PKV mit Bandscheibenvorfall: Wie gut sind meine Chancen?

    Ein Bandscheibenvorfall gehört zu den häufigsten orthopädischen Vorerkrankungen in Deutschland. Rund 180.000 Menschen erleiden jährlich einen Bandscheibenvorfall, und viele fragen sich danach: Kann ich überhaupt noch in die private Krankenversicherung wechseln?
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    Die gute Nachricht zuerst – ein Bandscheibenvorfall ist kein automatisches Ausschlusskriterium für die PKV. Die schlechte Nachricht ist, dass es den Antrag deutlich komplizierter macht und du mit Auflagen rechnen musst.

    In meinen Beratungsgesprächen erlebe ich regelmäßig, wie unterschiedlich Versicherer mit Bandscheibenvorfällen umgehen. Manche vergeben moderate Risikozuschläge von 15 bis 20 Prozent, andere wollen gleich die gesamte Wirbelsäule vom Versicherungsschutz ausschließen.

    Ein und derselbe Fall kann bei Versicherer A problemlos durchgehen, während Versicherer B einen Zuschlag von 50 Prozent verlangt.

    Diese enorme Spannweite macht es so wichtig, die Antragstellung strategisch anzugehen.

    Wie bewerten PKV-Versicherer einen Bandscheibenvorfall?

    Private Krankenversicherer schauen bei einem Bandscheibenvorfall auf mehrere entscheidende Faktoren.

    Anders als die gesetzliche Krankenkasse, die jeden ohne Gesundheitsprüfung aufnimmt, darf die PKV Anträge ablehnen oder zu speziellen Konditionen annehmen. Der Versicherer stellt bei Antragstellung ausführliche Gesundheitsfragen und verlangt wahrheitsgemäße Angaben zu früheren oder aktuellen Krankheiten.

    Zeitlicher Abstand zum Vorfall

    Die wichtigste Frage lautet, wie lange der Bandscheibenvorfall zurückliegt. Ein aktuell bestehender oder erst vor wenigen Monaten behandelter Bandscheibenvorfall macht eine PKV-Aufnahme praktisch unmöglich. Die meisten Versicherer lehnen Anträge ab, wenn der Vorfall weniger als sechs Monate zurückliegt oder noch Beschwerden bestehen.

    Ich rate ich in solchen Fällen immer, die Stabilisierungsphase abzuwarten, sich vollständig behandeln zu lassen und erst mit einem Attest über die Beschwerdefreiheit zur PKV zu gehen. Ein Zeitraum von 6 bis 12 Monaten stabiler Gesundheit nach einem Bandscheibenvorfall verbessert deine Position deutlich.

    Liegt dein Bandscheibenvorfall hingegen mehrere Jahre zurück und bist du seither beschwerdefrei, bewerten viele Versicherer das Risiko moderater. Vor kurzem hatte ich einen Fall, bei dem ein Beamtenanwärter im Januar 2022 an der Bandscheibe operiert wurde.

    Als er sich zwei Jahre später bei der PKV bewarb, bot die Allianz ihm 0 Prozent Risikozuschlag an, obwohl die Debeka zunächst 30 Prozent verlangte. Nach Vorlage aller Befunde strich auch die Debeka den Zuschlag komplett.

    Art der Behandlung

    Wurde der Bandscheibenvorfall operiert oder konservativ behandelt?

    Eine erfolgreiche Operation mit vollständiger Genesung kann tatsächlich ein Vorteil sein. Wenn die Bandscheibe operativ entlastet wurde und du seither beschwerdefrei bist, sehen Versicherer oft weniger Restrisiko. Ist hingegen keine OP erfolgt und die Beschwerden könnten jederzeit wieder aufflammen, argwöhnen Versicherer, dass das Problem nicht dauerhaft behoben ist.

    Entscheidend ist, dass deine Ärzte attestieren können, dass keine Behandlungsbedürftigkeit mehr besteht. Reiche im Zweifel aktuelle MRT-Bilder oder Orthopäden-Berichte ein, um deinen stabilen Gesundheitszustand zu belegen.

    Manche nicht-operierten Vorfälle heilen ebenso folgenlos aus, aber du brauchst dann umso mehr Nachweise über deine vollständige Genesung.

    Anzahl der Vorfälle

    Hattest du nur einen einzelnen Bandscheibenvorfall oder gleich mehrere über die Jahre? Bei wiederholten Vorfällen oder chronischen Rückenproblemen stufen Versicherer dich verständlicherweise riskanter ein.

    Ein 28-jähriger Polizeibeamter mit zwei Bandscheibenvorfällen wurde beispielsweise zunächst abgelehnt oder mit horrenden 80 Prozent Aufschlag eingestuft. Nach intensiver Suche fand ich einen Versicherer, der ihn mit nur 20 Prozent Risikozuschlag aufnahm.

    Hast du dauerhafte Rückenbeschwerden wie chronische Schmerzen oder andauernde Medikation, musst du eher mit hohen Zuschlägen oder Ausschlüssen rechnen. Die Versicherer werten das als anhaltendes Risiko für weitere kostenintensive Behandlungen.

    Aktuelle Beschwerdefreiheit

    Versicherer fragen immer, ob du wirklich wieder fit bist oder ob dich noch Rückenschmerzen plagen. Laufende Beschwerden wie regelmäßige Schmerzmittel, Physiotermine oder eingeschränkte Beweglichkeit wirken sich negativ aus.

    Idealerweise kannst du Folgendes angeben:

    • Seit X Jahren beschwerdefrei
    • Keine laufende Behandlung mehr
    • Volle Beweglichkeit wiederhergestellt
    • Keine regelmäßige Medikation notwendig
    • Ärztliche Bescheinigung der vollständigen Genesung

    Die Prognose soll gut sein. Wenn der Orthopäde bescheinigt, dass der Vorfall folgenlos ausgeheilt ist und keine neuen Probleme zu erwarten sind, verbessert das deine Chancen erheblich. Umgekehrt wird es schwierig, wenn vielleicht schon der nächste Eingriff im Raum steht, etwa weil benachbarte Bandscheiben auch degenerativ verändert sind.

    Die PKV würde das als dauerhaft erhöhtes Risiko werten und entsprechend reagieren.

    Welche Risikozuschläge drohen bei Bandscheibenvorfällen?

    Risikozuschläge sind das häufigste Mittel, wenn die PKV dich zwar versichern will, aber dein Gesundheitszustand vom „ideal Gesunden“ abweicht. Der Zuschlag ist ein prozentualer Aufschlag auf den Monatsbeitrag. Im Durchschnitt bewegen sich Risikozuschläge in einer Größenordnung von 10 bis 20 Prozent des Beitrags.

    Bei einem Bandscheibenvorfall hängt die Höhe stark vom Einzelfall ab. Je länger er zurückliegt und je stabiler du bist, desto geringer kann der Zuschlag ausfallen. In meiner Beratungspraxis sind bei einem ausgeheilten Bandscheibenvorfall Zuschläge von etwa 15 bis 30 Prozent üblich. In einfachen Fällen, wenn der Vorfall viele Jahre zurückliegt und keine Folgen bestehen, kann es sogar sein, dass gar kein Zuschlag verlangt wird.

    Übersicht: Risikozuschläge bei Bandscheibenvorfällen

    SituationTypischer ZuschlagPraxisbeispiel
    Einmaliger Vorfall, 5+ Jahre her, beschwerdefrei0–15 %Beamtenanwärter nach 2 Jahren: 0 % bei Allianz
    Einmaliger Vorfall, 2–4 Jahre her, beschwerdefrei15–30 %Standard in Beratungspraxis
    Mehrere Vorfälle, ausgeheilt20–40 %Polizeibeamter mit 2 Vorfällen: 20 %
    Chronische Rückenbeschwerden40–60 %Selbstständiger mit 3 Vorfällen: Ablehnung
    Akuter / frischer VorfallMeist AblehnungWartezeit 6–12 Monate empfohlen

    Bei chronischen Rückenschäden oder mehreren Vorfällen können Zuschläge von 40 bis 60 Prozent vorkommen. Vor einiger Zeit kam ein Kunde zu mir, dessen Online-Rechner ihm wegen zwei Bandscheibenvorfällen 80 Prozent Risikozuschlag prognostizierten. Am Ende fand ich einen Versicherer, der ihn mit 20 Prozent aufnahm.

    Diese hohe Spanne zeigt, wie wichtig der Vergleich verschiedener Anbieter ist.

    Beispielrechnung: Wie hoch ist der Risikozuschlag beim Bandscheibenvorfall?

    Angenommen, dein PKV-Beitrag ohne Zuschlag läge bei 400 Euro monatlich.

    Ein üblicher Zuschlag von 20 Prozent würde 80 Euro ausmachen, du zahlst also 480 Euro im Monat. Aufs Jahr sind das knapp 1.000 Euro Mehrkosten. Das klingt zunächst viel, aber verglichen mit möglichen Behandlungskosten sichert dieser Mehrbeitrag ab, dass die PKV auch zukünftige Rückenbehandlungen bezahlt.

    Ein Zuschlag bedeutet nämlich im Gegenzug, dass die betreffende Vorerkrankung mitversichert ist.

    Kann ich den Risikozuschlag später loswerden?

    Ein Risikozuschlag muss nicht für alle Ewigkeit bestehen.

    Das ist eine gute Nachricht, die viele nicht kennen. Wenn sich dein Gesundheitszustand nachweislich verbessert, kannst du eine Neubewertung verlangen. In der Praxis heißt das, solltest du Jahre nach Vertragsabschluss völlig beschwerdefrei sein und aktuelle ärztliche Atteste vorlegen können, kannst du deine PKV um Streichung oder Reduzierung des Zuschlags bitten.

    Allerdings ist das bei Bandscheibenvorfällen schwierig, und hier muss ich realistisch sein. Versicherer sind vorsichtig und verlangen eindeutige Belege, dass die Erkrankung vollständig ausgeheilt und dauerhaft bedeutungslos ist. Ein einzelnes Attest vom Hausarzt reicht selten. Die Versicherer wollen über Jahre beobachten, ob wirklich keine neuen Probleme auftreten.

    Was brauchst du für die Streichung des Zuschlags?

    Wenn du ernsthaft versuchst, deinen Risikozuschlag loszuwerden, brauchst du eine lückenlose Dokumentation. Dazu gehören aktuelle MRT-Aufnahmen, die zeigen, dass keine degenerativen Veränderungen vorliegen.

    Ein ausführlicher Bericht deines behandelnden Orthopäden oder Neurochirurgen ist unerlässlich, der bestätigt, dass keinerlei Behandlungsbedürftigkeit mehr besteht. Zusätzlich helfen Nachweise, dass du über mehrere Jahre keine Leistungen im Zusammenhang mit Rückenproblemen in Anspruch genommen hast.

    Manche Versicherer verlangen auch eine erneute fachärztliche Untersuchung durch einen von ihnen benannten Arzt. Das kann ein Vertrauensarzt oder ein spezialisierter Orthopäde sein, der deine aktuelle Verfassung neutral beurteilt. Sei darauf vorbereitet, dass dieser Prozess mehrere Monate dauern kann.

    Ich muss an der Stelle ehrlich sein: Bei chronischen Erkrankungen wie wiederkehrenden Bandscheibenvorfällen oder degenerativen Wirbelsäulenveränderungen ist die dauerhafte Streichung eines Zuschlags unwahrscheinlich. Die Versicherer argumentieren zu Recht, dass das Grundrisiko bestehen bleibt, auch wenn aktuell keine Beschwerden vorliegen.

    Anders sieht es aus, wenn dein Bandscheibenvorfall wirklich ein einmaliges Ereignis war, etwa durch einen Unfall verursacht, und die Bandscheibe vollständig operativ saniert wurde. In solchen Fällen habe ich schon erlebt, dass Versicherer nach 5 Jahren Beschwerdefreiheit den Zuschlag strichen oder zumindest deutlich reduzierten.

    Leistungsausschlüsse bei Bandscheibenvorfällen

    Statt oder zusätzlich zu einem Risikozuschlag kann dir die PKV einen Leistungsausschluss anbieten.

    Das bedeutet, bestimmte Behandlungen werden vom Versicherungsschutz ausgenommen. Im Kontext Bandscheibenvorfall heißt das typischerweise, dass alle zukünftigen Behandlungen der Wirbelsäule und Bandscheiben nicht versichert sind.

    Im Vertrag wird das klar formuliert, etwa so: „Kein Versicherungsschutz besteht für Erkrankungen, Verletzungen und Folgen an Wirbelsäule und Bandscheiben.“ Letzte Woche hatte ich einen Mandanten mit mehreren Bandscheibenvorfällen in der Vergangenheit. Die PKV bot entweder einen Risikozuschlag von 50 Prozent oder alternativ einen Leistungsausschluss an.

    Der Ausschluss bedeutete, dass sämtliche Behandlungen im Zusammenhang mit den Bandscheibenvorfällen vom Versicherten selbst zu zahlen wären.

    Vor- und Nachteile eines Ausschlusses

    Der Vorteil ist klar – kein oder geringerer Zuschlag, also ein günstigerer Beitrag. Gerade wenn der Zuschlag sonst sehr hoch wäre, kann ein Ausschluss finanziell attraktiver sein. Statt 50 Prozent Mehrbeitrag könntest du einen Ausschluss vereinbaren und zahlst den Normaltarif.

    Der große Nachteil liegt darin, dass du dann das volle Kostenrisiko für diese Leiden trägst. Bei einem Bandscheibenvorfall heißt das, solltest du erneut Probleme bekommen wie einen weiteren Vorfall, eine teure Rücken-OP oder Reha, musst du alles selbst zahlen. Ein einzelner stationärer Eingriff kann leicht einen mittleren fünfstelligen Betrag kosten. Überlege dir gut, ob du dieses Risiko selbst stemmen kannst.

    Außerdem ist der Ausschluss oft weit gefasst. Vielleicht war es nur die Bandscheibe L4/L5, die Probleme machte, aber der Vertrag schließt jegliche Wirbelsäulen-Erkrankung aus. Selbst wenn du später etwas an der Halswirbelsäule hast, was mit dem alten Vorfall nichts zu tun hat, könntest du dann ohne Leistung dastehen.

    Manche Versicherer bieten einen temporären Ausschluss an, insbesondere bei Risiken, die sich voraussichtlich erledigen könnten. In meiner Beratungspraxis sehe ich manchmal Verträge mit der Klausel „Ausschluss von Wirbelsäulenleiden für 3 Jahre“. Die Idee dahinter liegt darin, dass der Kunde eine Aufhebung des Ausschlusses beantragen kann, wenn in 3 Jahren keine Beschwerden auftreten.

    Die anonyme Risikovoranfrage beim Bandscheibenvorfall

    Die wichtigste Regel bei Vorerkrankungen lautet, dass du nicht blind einen offiziellen Antrag bei einer PKV stellst, sondern zuerst eine anonyme Risikovoranfrage machst. Dabei reiche ich deine Gesundheitsdaten ohne deinen Namen bei verschiedenen Versicherern ein. Das hat große Vorteile.

    Wenn du einfach Anträge stellst und abgelehnt wirst, bleibt das nicht geheim. Künftige Versicherer fragen explizit, ob du schon mal abgelehnt wurdest. Außerdem melden manche Unternehmen Ablehnungen an die HIS-Datei. Eine anonyme Anfrage vermeidet das komplett. Du bekommst eine Vorschau auf die Entscheidung, ohne dass es aktenkundig wird.

    Mit einer Risikovoranfrage kann ich gleich bei mehreren Versicherern prüfen lassen, wer dich zu welchen Konditionen nehmen würde. Vielleicht ergibt sich folgendes Bild:

    • Gesellschaft A sagt Ablehnung
    • Gesellschaft B bietet Aufnahme mit 50 Prozent Zuschlag
    • Gesellschaft C bietet Aufnahme mit Ausschluss
    • Gesellschaft D bietet Aufnahme mit 20 Prozent Zuschlag

    Diese Infos hast du dann schwarz auf weiß und kannst dir den besten herauspicken, bevor du den echten Antrag stellst.

    In der Praxis läuft das so ab, dass du alle relevanten Gesundheitsunterlagen wie Arztberichte, Entlassungsberichte und MRT-Befunde sammelst. Diese bereite ich gemeinsam mit dir übersichtlich auf, chronologisch und mit Erläuterungen. Ich achte darauf, dass die Darstellung positiv, aber ehrlich ist. Ich will dem Risikoprüfer zeigen, dass da zwar etwas war, aber alles im Griff und gut ausgeheilt ist.

    Dann schicke ich diese Unterlagen anonym an ausgewählte Versicherer. Nach einiger Zeit kommen die Antworten, etwa „20 Prozent Zuschlag“ oder „Ausschluss Wirbelsäule“. Daraus ergibt sich oft klar, wer der günstigste und zugleich akzeptable Anbieter ist. Gerade bei Bandscheibenvorfällen ist das Gold wert, denn wie wir gesehen haben, unterscheiden sich die Versicherer enorm in der Bewertung.

    Wann ist richtige Zeitpunkt für den Antrag bei der PKV mit Bandscheibenvorfall?

    Wenn du beispielsweise vor kurzem erst aus der Reha gekommen bist oder noch auf eine Abschlussuntersuchung wartest, ist es klüger, noch etwas zu warten. Ein Zeitraum von 6 bis 12 Monaten stabiler Gesundheit nach einem Bandscheibenvorfall verbessert deine Position deutlich. Viele Versicherer werten einen Fall als „akut überstanden“, wenn ein Jahr vergangen ist ohne Rückfall.

    Falls du noch in Behandlung bist, etwa noch Physiotherapie läuft oder Nachsorge alle 3 Monate stattfindet, dann warte den Abschluss der Behandlung ab. Ein Versicherer will kein „work in progress“ sehen. Sobald der Arzt dich entlässt mit dem Kommentar „Behandlung erfolgreich abgeschlossen, Patient ist beschwerdefrei“, hast du den idealen Zeitpunkt für den Antrag erreicht.

    Bereite alle Gesundheitsunterlagen lückenlos vor. Besonders bei einem Bandscheibenvorfall solltest du aktuelle Befunde parat haben. Ein Abschlussbericht vom Orthopäden oder Neurochirurgen ist wichtig, eventuell neuere Bildgebung wie MRT und eine Bescheinigung der Beschwerdefreiheit. Diese Unterlagen kannst du deinem Antrag beifügen oder im Vorfeld zur Risikoprüfung einreichen.

    Rechtliche Aspekte und wichtige Gerichtsurteile

    Das Thema Vorerkrankungen in der PKV beschäftigt immer wieder die Gerichte.

    Der Gesetzgeber verlangt nach § 19 VVG, dass du alle gefahrerheblichen Umstände, nach denen im Antrag gefragt wird, angibst. Kommt später heraus, dass du einen bekannten Bandscheibenvorfall verschwiegen hast, kann die Versicherung je nach Verschulden vom Vertrag zurücktreten oder ihn anpassen.

    Ein Urteil des Landgerichts Göttingen aus 2014 zeigt die harten Konsequenzen. Ein Kunde hatte Rückenbeschwerden im Antrag nicht angegeben, die Versicherung trat zurück, und vor Gericht hatte der Kunde keine Chance. Der Rücktritt war wirksam. In einem anderen Fall wurde dem Kunden vorgeworfen, er habe Spondylose und Kreuzschmerzen verschwiegen. Die PKV erklärte den Rücktritt und das Gericht bestätigte die Rechtmäßigkeit.

    Ich bring dich trotz Vorerkrankung in die PKV.

    Interessant ist auch ein Urteil des OLG Schleswig aus 2023. Die Versicherte hatte anhaltende Kopfschmerzen und Rückenbeschwerden 2010 nicht angegeben. Der Versicherer trat 2018 bei Berufsunfähigkeitsleistung zurück. Das OLG stellte fest, dass der Rücktritt unbegründet war, weil der Versicherer bei wahrheitsgemäßer Angabe gar nicht vom Vertrag zurückgetreten wäre, sondern ihn mit Bedingungen wie 25 Prozent Zuschlag plus Ausschluss Wirbelsäule weitergeführt hätte.

    Mit anderen Worten lagen die verschwiegenen Umstände nicht so gravierend, dass ein Abschluss undenkbar gewesen wäre, daher kein Rücktrittsrecht. Übertragen auf die PKV heißt das, wenn herauskommt, dass du einen kleinen Bandscheibenvorfall vor 8 Jahren nicht angegeben hast, könnte die Frage sein, ob der Versicherer dich damals mit vielleicht 20 Prozent Zuschlag genommen hätte.

    Wenn ja, dürfte er nicht einfach kündigen, sondern nur den Vertrag entsprechend anpassen.

    Für wen lohnt sich die PKV trotz Bandscheibenvorfall?

    Als Beamter profitierst du von Beihilfe. Der Dienstherr zahlt einen Großteil deiner Krankheitskosten, die PKV nur den Rest. Selbst mit einem Risikozuschlag ist die PKV für Beamte oft unschlagbar günstig im Vergleich zur GKV, denn in der GKV müsstest du den vollen Beitrag alleine tragen und deine Familie wäre auch nicht kostenlos mitversichert.

    Vor wenigen Wochen hatte ich einen Beamtenanwärter in der Beratung, der mit 130 Euro Zuschlag immer noch weniger zahlte als die GKV verlangt hätte. Außerdem sichern manche Bundesländer über die Öffnungsaktion ab, dass dein Zuschlag 30 Prozent nicht überschreitet. Bist du Beamter mit Bandscheibenvorfall, lohnt sich der PKV-Einstieg in der Regel trotz Zuschlag.

    Private Krankenversicherung rechnet sich besonders für jüngere, gesunde Leute. Wenn dein Bandscheibenvorfall ein Ausrutscher war und du sonst topfit bist, stehen die Chancen gut, dass du entweder keinen oder einen kleinen Zuschlag zahlst. Dann genießt du alle PKV-Vorteile wie bessere Leistungen, private Arztwahl und kürzere Wartezeiten, und zahlst vielleicht nur 10 Prozent mehr Beitrag.

    Als Selbstständiger hast du keine Arbeitgeberbeteiligung in der GKV. Du zahlst den vollen Satz, je nach Einkommen. Für Gutverdiener ist die PKV fast immer günstiger, selbst mit Zuschlag. Zudem kannst du in der PKV den Selbstbehalt steuern und Alterungsrückstellungen bilden. Für Selbstständige lohnt die PKV oft dennoch, weil die Alternative, der GKV-Höchstbeitrag, teurer sein kann.

    Irgendwo hört der Spaß allerdings auf. Wenn du Angebote mit 50, 70 oder gar 100 Prozent Risikozuschlag bekommst, musst du sehr genau rechnen. Bei 100 Prozent Zuschlag würde sich dein Beitrag verdoppeln, das übersteigt in den meisten Fällen deutlich die GKV-Beiträge. Wenn ausgerechnet dein wunder Punkt, deine Wirbelsäule, vom Schutz ausgenommen wäre, verlierst du einen Großteil des Mehrwerts der PKV.

    Fazit: „Ein Bandscheibenvorfall ist kein K.O.-Kriterium für die PKV, aber nur mit der richtigen Strategie kommst du zu vernünftigen Konditionen“

    Ein Bandscheibenvorfall macht die PKV-Aufnahme schwieriger, aber keineswegs unmöglich. Die Versicherer bewerten jeden Fall individuell, wobei der zeitliche Abstand zum Vorfall, die Art der Behandlung und deine aktuelle Beschwerdefreiheit die entscheidenden Faktoren sind.

    Risikozuschläge von 15 bis 30 Prozent sind bei ausgeheilten Bandscheibenvorfällen üblich. In günstigen Fällen, wenn der Vorfall viele Jahre zurückliegt, kann es sogar sein, dass gar kein Zuschlag verlangt wird. Bei chronischen Verläufen oder mehreren Vorfällen können die Aufschläge aber auch 50 Prozent und mehr erreichen oder Leistungsausschlüsse die Folge sein.

    Die anonyme Risikovoranfrage ist dein wichtigstes Werkzeug. Sie zeigt dir vorab, welcher Versicherer dich zu welchen Konditionen nehmen würde, ohne dass Ablehnungen in deiner Akte landen. Die Unterschiede zwischen den Anbietern sind enorm, denn was bei Versicherer A eine Ablehnung bedeutet, kann bei Versicherer B ein moderater Zuschlag von 20 Prozent sein.

    Für Beamte lohnt sich die PKV trotz Bandscheibenvorfall fast immer, da die Beihilfe die Beiträge drastisch senkt und die Öffnungsaktion Zuschläge auf maximal 30 Prozent begrenzt. Junge und ansonsten gesunde Menschen profitieren ebenfalls von den PKV-Vorteilen, selbst mit einem kleinen Zuschlag. Selbstständige mit hohem Einkommen sparen oft erheblich gegenüber der GKV.

    „Ein Bandscheibenvorfall ist kein K.O.-Kriterium für die PKV. Mit ausgeheiltem Vorfall und mehreren Jahren Beschwerdefreiheit sind Risikozuschläge von 15 bis 30 Prozent realistisch. Die anonyme Risikovoranfrage bei mehreren Versicherern ist Pflicht, denn die Unterschiede in der Bewertung sind enorm. Für Beamte lohnt sich die PKV fast immer, für andere kommt es auf die individuelle Situation an.“

    Über den Autor
    Ich bin Daniel Feyler aus dem beschaulichen Lautertal in Oberfranken. Seit 2009 berate ich Menschen in ganz Deutschland zur PKV – meist digital, manchmal persönlich. Was als Interesse an Versicherungsthemen begann, wurde zur Berufung: Menschen durch den PKV-Dschungel zu navigieren. Abseits der Beratung genieße ich die Ruhe hier in Bayern.