Diese Szene erlebe ich mehrmals pro Woche. Menschen versuchen herauszufinden, ob die GKV oder die PKV für sie günstiger ist. Viele Online-Rechner versprechen Klarheit in wenigen Klicks, liefern aber oft mehr Verwirrung als Antworten.
Die Beitragsunterschiede zwischen PKV und GKV sind teilweise dramatisch.
Deshalb habe ich einen Rechner entwickelt, der dir zeigt, wie sich die Beiträge wirklich unterscheiden.
Anleitung: So funktioniert unser PKV vs. GKV-Rechner
Der Rechner zeigt dir in wenigen Schritten, wie sich die Beiträge in deiner konkreten Situation entwickeln. Ich erkläre dir jetzt, wie du ihn richtig nutzt und was die Ergebnisse wirklich bedeuten.
Schritt 1: Gib deine persönlichen Daten ein
Oben im Rechner siehst du vier Felder, die du ausfüllen musst. Beschäftigungsart, Bruttogehalt pro Monat, dein aktuelles Alter und dein geplantes Rentenalter. Diese vier Angaben bild das Fundament für alle Berechnungen.
Bei der Beschäftigungsart macht es einen riesigen Unterschied, ob du angestellt, selbstständig oder beamtet bist. Als Angestellter bekommst du den Arbeitgeberzuschuss, als Selbstständiger zahlst du alles allein, als Beamter profitierst du von der Beihilfe.
Das Bruttogehalt ist entscheidend für deinen GKV-Beitrag. Je mehr du verdienst, desto höher dein Beitrag bis zur Beitragsbemessungsgrenze. In der PKV spielt dein Gehalt keine Rolle für die Höhe des Beitrags.
Dein Alter bei Eintritt in die PKV bestimmt deinen Beitrag fürs Leben. Ein 30-Jähriger zahlt deutlich weniger als ein 45-Jähriger für denselben Tarif. Das Rentenalter zeigt dir, wie lange du noch Beiträge zahlst.
Schritt 2: GKV oder PKV?
Jetzt musst du zwischen GKV und PKV wählen.
Auf der linken Seite siehst du die GKV-Option, auf der rechten die PKV.
GKV: Krankenkasse wählen für individuellen Zusatzbeitrag
Wenn du GKV auswählst, kannst du deine aktuelle oder gewünschte Krankenkasse auswählen.
Im Beispiel siehst du die Krones Betriebskrankenkasse mit 1,4 Prozent Zusatzbeitrag. Jede Kasse hat einen anderen Zusatzbeitrag, der macht den Unterschied zwischen den Kassen aus.
Der Rechner zeigt dir dann sofort deinen monatlichen Beitrag. Im Beispiel sind es 800 Euro bei einem Bruttogehalt von 5.000 Euro. Davon zahlst du etwa die Hälfte selbst, die andere Hälfte zahlt dein Arbeitgeber – macht also 400 Euro für dich.
PKV: Tarif wählen (Achtung: Schätzwerte)
Auf der PKV-Seite siehst du vier verschiedene Tarifoptionen: Basis, Standard, Komfort und Premium. Die Preise steigen mit dem Leistungsumfang.
Der Basis-Tarif für 385 Euro bietet die Grundversorgung, vergleichbar mit der GKV. Der Standard-Tarif für 528 Euro hat schon deutlich mehr Leistungen. Der Komfort-Tarif für 679 Euro ist im Beispiel ausgewählt und bietet gehobene Leistungen wie Zweibettzimmer und Chefarztbehandlung. Der Premium-Tarif für 935 Euro ist die Vollausstattung mit Einzelzimmer und allen Extras.
Im Beispiel wurde der Komfort-Tarif gewählt. Der Rechner zeigt dir dann den Monatsbeitrag nach Arbeitgeberzuschuss: 339,50 Euro. Das ist dein tatsächlicher Eigenanteil.
Schritt 3: Beitragsvergleich verstehen
Direkt unter den Eingaben siehst du den direkten Vergleich. Links der GKV-Monatsbeitrag, rechts der PKV-Monatsbeitrag. Im Beispiel: 400 Euro GKV gegen 339,50 Euro PKV im Komfort-Tarif.
Das ist die Momentaufnahme heute. Aber viel wichtiger ist, wie sich diese Beiträge entwickeln. Deshalb kommt jetzt der spannende Teil.
Schritt 4: Wie ist die langfristige Beitragsentwicklung?
Der Graph zeigt dir unterhalb der Eingabefelder, wie sich deine Beiträge bis zu deinem Rentenalter entwickeln. Die graue Linie ist die GKV, die dunkle Linie ist die PKV. Das Rentenalter kannst du beliebig bestimmen.
„Im Beispiel siehst du einen Zeitraum von 37 Jahren bis zur Rente. Die beiden Linien verlaufen fast parallel, aber die PKV-Linie liegt durchgehend etwas niedriger. Das bedeutet, dass in diesem konkreten Fall die PKV über die gesamte Lebensarbeitszeit günstiger ist als die GKV.„
Bitte beachte: Der Graph geht von bestimmten Annahmen aus. Die GKV steigt mit durchschnittlich 3,5 Prozent pro Jahr, die PKV mit durchschnittlich 3,1 Prozent. Das sind Durchschnittswerte aus der Vergangenheit. Die zukünfitgen Werte und Beitragssteigerungen können von unseren Annahmen abweichen.
Schritt 5: Prüfe die Gesamtkosten
Ganz unten siehst du die drei wichtigsten Zahlen.
Die Gesamtkosten über die gesamte Lebensarbeitszeit bis zur Rente.
Im Beispiel:
- GKV gesamt: 455.233.334 Euro (das wirkt wie ein Tippfehler im Screenshot, vermutlich sind es 455.233 Euro)
- PKV gesamt: 362.575.813 Euro (vermutlich 362.575 Euro)
- Ersparnis PKV: 92.657.521 Euro (vermutlich 92.657 Euro)
Diese Zahlen zeigen dir die Summe aller Beiträge, die du bis zur Rente zahlen würdest.
Was kann der PKV vs. GKV-Rechner nicht abbilden?
Der Rechner ist ein smartes Tool für den ersten Überblick, aber er stößt auch relativ schnell an seine Grenzen. Er rechnet mit historischen Durchschnittswerten und kann nicht alle individuellen Faktoren berücksichtigen. Das kann leider niemand, da die „echten“ Beiträge erst von der PKV im Rahmen der Risikoprüfung ermittelt werden.
Was der Rechner nicht berücksichtigt:
- Deine Vorerkrankungen, die deinen PKV-Beitrag erhöhen könnten
- Deine Familienplanung und die kostenlose Familienversicherung in der GKV
- Tarifwechsel in der PKV, die deinen Beitrag senken könnten
- Außergewöhnliche Beitragssteigerungen bei einzelnen Tarifen
- Den Wegfall des Arbeitgeberzuschusses bei Selbstständigkeit
Der Rechner zeigt dir jedoch eine relativ verlässliche Prognose deine Beiträge – je nachdem für welches System du dich in Zukunft entscheidest. Die Zukunft kann immer anders verlaufen. Wenn die GKV-Beiträge stärker steigen als erwartet, wird die PKV noch attraktiver. Wenn dein PKV-Tarif überdurchschnittlich steigt, kann es umgekehrt laufen.
Wie interpretierst du du die Ergebnisse richtig?
Wenn der Rechner zeigt, dass die PKV günstiger ist, bedeutet das nicht automatisch, dass du wechseln solltest.
Die Beiträge sind nur ein Faktor von vielen.
Frag dich bitte in jedem Fall:
- Plane ich Kinder? Dann ist die kostenlose Familienversicherung der GKV wertvoll.
- Bin ich gesund? Dann bekomme ich einen guten PKV-Tarif ohne Zuschläge.
- Bleibt mein Einkommen stabil über der Versicherungspflichtgrenze? Sonst komme ich nicht in die PKV.
- Will ich die besseren Leistungen der PKV? Oder reicht mir die GKV-Grundversorgung?
Wenn der Rechner zeigt, dass die GKV günstiger ist, heißt das nicht, dass die PKV für dich tabu ist. Vielleicht sind dir die besseren Leistungen den Aufpreis wert. Vielleicht planst du keine Familie und die kostenlose Mitversicherung ist für dich irrelevant.
Der Rechner ist der erste Schritt. Er zeigt dir die nackten Zahlen. Aber die Entscheidung musst du auf Basis deiner kompletten Lebenssituation treffen. Nutze den Rechner als Orientierung, nicht als Wahrheit in Stein gemeißelt.
Wie unterscheidet sich die Beitragsentwicklung in der GKV von der PKV?
Die Beitragsentwicklung in beiden Systemen folgt völlig unterschiedlichen Logiken, auch wenn das Ergebnis am Ende oft ähnlich aussieht.
In der GKV steigt dein Beitrag auf zwei Arten. Erstens erhöht sich der Beitragssatz selbst. Der lag im Jahr 2000 noch bei 13,6 Prozent und ist bis 2024 auf etwa 16,2 Prozent gestiegen.
Das sind 2,6 Prozentpunkte mehr, die du vom Einkommen abdrückst. Zweitens steigt vermutlich auch dein Gehalt über die Jahre, und damit steigt automatisch dein absoluter Beitrag in Euro, auch wenn der Prozentsatz gleich bleibt.
Wenn du heute 4.000 Euro verdienst und in zehn Jahren 5.000 Euro, zahlst du automatisch mehr Krankenkassenbeitrag, selbst wenn der Beitragssatz konstant geblieben wäre.
Wie entwickeln sich die Beiträge in der PKV?
In der PKV funktioniert es anders. Dein Beitrag ist nicht an dein Einkommen gekoppelt, sondern an die Kosten deines Tarifs. Wenn die Ausgaben in deinem Tarifkollektiv steigen, muss der Versicherer die Beiträge anpassen.
Das passiert aber nicht jedes Jahr automatisch, sondern nur wenn die Abweichung mehr als 10 Prozent beträgt. Deshalb erlebst du in der PKV oft jahrelang stabile Beiträge, und dann kommt ein Sprung um 8 oder 12 Prozent auf einmal. In der GKV merkst du die Erhöhung schleichend, Jahr für Jahr ein bisschen mehr.
Die langfristigen Zahlen überraschen viele Menschen. Zwischen 2005 und 2025 stiegen die Beitragseinnahmen je Versicherten in der GKV um durchschnittlich 3,8 Prozent pro Jahr. In der PKV waren es 3,1 Prozent pro Jahr. Die PKV ist also sogar etwas langsamer gestiegen als die GKV, auch wenn das niemand glauben will, der gerade eine saftige Beitragserhöhung bekommen hat.
Der Unterschied liegt in der Wahrnehmung.
In der GKV zahlst du als Angestellter nur die Hälfte selbst, die andere Hälfte zahlt dein Arbeitgeber. Du siehst auf deiner Gehaltsabrechnung vielleicht 350 Euro und denkst, das ist dein Beitrag. Tatsächlich kostet deine Krankenversicherung 700 Euro, aber 350 Euro fallen nicht so auf, weil sie gar nicht erst auf deinem Konto landen.
In der PKV siehst du den vollen Betrag auf deinem Kontoauszug abgehen, auch wenn du ebenfalls einen Arbeitgeberzuschuss bekommst. Das fühlt sich teurer an, auch wenn es das rechnerisch nicht ist.
Ein weiterer Unterschied: In der GKV gibt es eine Beitragsbemessungsgrenze. Wenn du mehr als etwa 66.600 Euro im Jahr verdienst, zahlst du trotzdem nur auf diesen Betrag Beiträge. Egal ob du 70.000 Euro oder 200.000 Euro verdienst, dein GKV-Beitrag bleibt gleich. In der PKV spielt dein Einkommen überhaupt keine Rolle. Du kannst 40.000 Euro verdienen oder 400.000 Euro, dein PKV-Beitrag bleibt derselbe, solange du im gleichen Tarif bleibst.
Die PKV baut systematisch Rückstellungen zur Beitragsentlastung im Alter auf
Die Alterungsrückstellungen sind der größte Unterschied zwischen den Systemen. In der PKV zahlst du in jungen Jahren bewusst mehr, als du an Kosten verursachst. Dieses Geld wird zurückgelegt und verzinst. Im Alter, wenn deine Gesundheitskosten steigen, werden diese Rückstellungen aufgelöst, um deinen Beitrag stabil zu halten.
Die PKV hat mittlerweile über 341 Milliarden Euro an Alterungsrückstellungen angesammelt. Das ist ein gigantisches Polster, das die Beitragssteigerungen im Alter dämpft. In der GKV gibt es dieses System nicht. Dort zahlen die Jungen für die Alten, jedes Jahr aufs Neue. Es wird nichts zurückgelegt für später.
Lass mich dir die Entwicklung in einer Tabelle zeigen, damit du siehst, wie sich die Beiträge konkret entwickelt haben:
Zeitraum | GKV-Beitragssatz | GKV-Steigerung | PKV-Durchschnittsbeitrag | PKV-Steigerung |
---|---|---|---|---|
2000 | 13,6 % | Ausgangswert | ~250–300 € (geschätzt) | Ausgangswert |
2005 | ~14,0 % | +0,4 PP | ~300–350 € | Basis für Vergleich |
2010 | ~14,9 % | +0,9 PP | ~380 € | +3,1 % p. a. seit 2005 |
2015 | 15,5 % | +0,6 PP | ~450 € | +3,1 % p. a. |
2020 | 15,7 % | +0,2 PP | ~510 € | +3,1 % p. a. |
2024 | 16,2 % | +0,5 PP | 559 € | +3,1 % p. a. |
Gesamt seit 2000 | +2,6 PP | +19 % | +280 € (+112 %) | ≈ Verdopplung nominal |
Die Tabelle zeigt dir, dass beide Systeme über die Zeit ähnlich stark gestiegen sind. Der GKV-Beitragssatz ist um 2,6 Prozentpunkte gestiegen, was relativ etwa 19 Prozent mehr Belastung bedeutet. Die PKV-Beiträge haben sich nominal mehr als verdoppelt, aber du musst bedenken, dass auch die Gehälter in dieser Zeit gestiegen sind und die Leistungen sich verbessert haben.
Ein wichtiger Punkt, den viele übersehen: Die absoluten Euro-Beträge in der GKV sind noch viel stärker gestiegen als der Prozentsatz vermuten lässt. Ein durchschnittlich verdienender Arbeitnehmer zahlte 1980 umgerechnet etwa 230 Euro für seine Krankenversicherung. 2026 sind es über 1.000 Euro. Das ist mehr als eine Vervierfachung. In der PKV sind die Beiträge im selben Zeitraum etwa verdreifacht, also etwas moderater gestiegen.
Prognose: Wie werden sich die Beiträge in der GKV und der PKV entwickeln?
Der größte Unterschied zeigt sich beim Blick in die Zukunft. In der GKV wird der Beitragssatz voraussichtlich bis 2030 auf 18 bis 19 Prozent steigen, bis 2040 auf etwa 22 Prozent und bis 2050 auf 24 bis 25 Prozent. Das sind amtliche Prognosen vom Wissenschaftlichen Beirat des Bundesfinanzministeriums und vom IGES-Institut.
Wenn du heute 30 Jahre alt bist und mit 67 in Rente gehst, wirst du in 37 Jahren fast ein Viertel deines Einkommens für die Krankenversicherung zahlen. In der PKV sind solche präzisen Prognosen schwieriger, weil jeder Tarif anders läuft. Die Durchschnittswerte zeigen aber, dass die PKV ähnlich steigen wird, allerdings gedämpft durch die Alterungsrückstellungen.
Was bedeutet das konkret für dich? Wenn du heute 5.000 Euro brutto verdienst, zahlst du in der GKV etwa 810 Euro monatlich für Kranken- und Pflegeversicherung, wovon du die Hälfte selbst trägst. Bei einem prognostizierten Beitragssatz von 19 Prozent in 2030 wären es bei gleichem Gehalt schon etwa 950 Euro, also 475 Euro Eigenanteil.
In der PKV hängt es von deinem Tarif ab. Ein heute 30-Jähriger mit einem Komfort-Tarif für 600 Euro würde bei 3 Prozent jährlicher Steigerung in 2030 etwa 720 Euro zahlen, in 2040 etwa 970 Euro und in 2050 etwa 1.300 Euro.
Der entscheidende Unterschied: In der GKV steigt dein Beitrag mit deinem Gehalt. Wenn du Karriere machst und mehr verdienst, zahlst du automatisch mehr. In der PKV bleibt dein Beitrag unabhängig von deinem Einkommen. Egal ob du 50.000 Euro oder 150.000 Euro verdienst, du zahlst denselben Betrag für denselben Tarif. Für Gutverdiener ist das ein Vorteil, für Menschen mit niedrigem Einkommen ein Nachteil.
Fazit: „Die Beitragsentwicklung in GKV und PKV läuft langfristig fast parallel.“
Die PKV ist sogar etwas langsamer gestiegen als die GKV, nämlich 3,1 Prozent pro Jahr gegenüber 3,8 Prozent in der GKV seit 2005. Das Märchen von der explodierenden PKV stimmt mit den Durchschnittszahlen nicht überein.
Der größte Unterschied liegt nicht in der Höhe der Steigerung, sondern in der Art und Weise. In der GKV steigt dein Beitrag schleichend und mit deinem Gehalt. In der PKV kommen die Erhöhungen sprunghaft, sind aber unabhängig von deinem Einkommen. Beides hat Vor- und Nachteile.
Die Alterungsrückstellungen der PKV sind ein echtes Asset. Über 341 Milliarden Euro Polster dämpfen die Beitragssteigerungen im Alter erheblich. Die GKV hat diesen Mechanismus nicht und wird in Zukunft massiv unter dem demografischen Wandel leiden. Bis 2050 drohen Beitragssätze von 25 Prozent, was die Lohnnebenkosten explodieren lässt.
Für dich bedeutet das: Schau nicht nur auf den heutigen Beitrag, sondern auf die langfristige Entwicklung. Wenn du jung bist, gut verdienst und keine Familie planst, spricht vieles für die PKV. Wenn du Familie hast oder haben willst, ist die kostenlose Familienversicherung der GKV Gold wert. Die Beitragsentwicklung ist nur ein Faktor von vielen in dieser komplexen Entscheidung.