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Bild zeigt Daniel Feyler / Geschäftsführer von PKV mit Plan

Daniel Feyler

PKV-Experte

Wie hoch ist die Beihilfe bei Beamten im Ruhestand?

zuletzt aktualisiert ・ November 19, 2025

Als pensionierter Beamter erhältst du in den meisten Bundesländern 70 Prozent Beihilfe. Dies ist der bundesweit gängige Standardsatz für Versorgungsempfänger und gilt für den Bund sowie die allermeisten Länder.

Der Beihilfesatz von 70 Prozent im Ruhestand ist der Regelfall und gilt automatisch mit deinem Eintritt in den Ruhestand. Du musst nichts beantragen, die Erhöhung erfolgt von selbst ab dem ersten Tag deiner Pensionierung.

Standard-Beihilfesatz: 70 Prozent bundesweit

Der Standard-Beihilfesatz von 70 Prozent gilt bei den folgenden Dienstherren für alle Versorgungsempfänger. Das sind der Bund sowie Bayern, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.

Vor drei Monaten kam ein 64-jähriger Lehrer aus Nordrhein-Westfalen zu mir, der nächstes Jahr in Pension geht. Er war überrascht, dass sein Beihilfesatz automatisch von 50 auf 70 Prozent steigt. Das bedeutete für ihn eine Halbierung seines PKV-Beitrags von 380 auf 190 Euro monatlich.

Abweichende Beihilfesätze nach Bundesland

Einige Bundesländer weichen vom 70-Prozent-Standard ab und bieten besondere Regelungen. Diese Unterschiede solltest du kennen, weil sie direkte Auswirkungen auf deinen PKV-Beitrag haben.

Baden-Württemberg: 70 Prozent seit 2023

Baden-Württemberg hatte von 2013 bis 2022 nur 50 Prozent Beihilfe für Pensionäre gewährt. Das war bundesweit ein Skandal und führte dazu, dass viele Beamte im Ruhestand deutlich höhere PKV-Beiträge zahlen mussten als ihre Kollegen in anderen Bundesländern.

Seit dem 1. Januar 2023 gilt wieder der bundesübliche Satz von 70 Prozent. Dies führte zu einer deutlichen Beitragsreduzierung in der PKV für alle Pensionäre. Ich hatte damals einen 66-jährigen Studienrat aus Stuttgart in Beratung, dessen PKV-Beitrag von 420 auf 280 Euro sank. Die Erleichterung war ihm anzusehen.

Bremen: Gestaffelte Sätze nach Familiensituation

Bremen hat ein familienabhängiges System, das sich vom Rest Deutschlands unterscheidet. Alleinstehende Pensionäre erhalten 60 Prozent Beihilfe. Plus 5 Prozent je berücksichtigungsfähiges Familienmitglied mit einem Maximum von 80 Prozent.

Ehepartner eines Pensionärs bekommen 65 Prozent plus 5 Prozent je Kind, maximal 80 Prozent. Als Witwe oder Witwer gibt es zusätzlich 5 Prozent, maximal 85 Prozent.

Letzte Woche beriet ich eine alleinstehende Richterin aus Bremen, die mit 60 Prozent Beihilfe rechnen muss. Ihr PKV-Beitrag liegt bei 280 Euro statt 180 Euro, weil sie 10 Prozent mehr selbst absichern muss als ihre Kollegen in anderen Bundesländern.

Sachsen: 90 Prozent für bestimmte Gruppen

Sachsen bietet seit 2024 besonders hohe Beihilfesätze, die bundesweit einzigartig sind. Versorgungsempfänger, die bereits als aktive Beamte 90 Prozent hatten (mit zwei oder mehr Kindern), behalten diese auch in der Pension.

Neue Versorgungsempfänger ab 2024 erhalten grundsätzlich 90 Prozent Beihilfe. Witwen und Witwer bekommen 90 Prozent bei Versorgungsfall nach 2023 und bestimmten Voraussetzungen. Standardfälle ohne erhöhten Satz erhalten 70 Prozent.

Ein 63-jähriger Oberamtsrat aus Dresden kam vor einem Monat zu mir. Er geht 2025 in Pension und bekommt 90 Prozent Beihilfe. Sein PKV-Beitrag wird nur noch 80 Euro monatlich betragen, weil er nur noch 10 Prozent selbst absichern muss.

Hessen: Familienbezogener Bemessungssatz

In Hessen gilt ein individuelles System, das auch im Ruhestand gilt. Der Ausgangssatz liegt bei 50 Prozent für ambulante und zahnärztliche Leistungen. Erhöhung um 5 Prozent je berücksichtigungsfähigem Familienmitglied, maximal 70 Prozent.

Zusätzlich gibt es 10 Prozent für Empfänger von Versorgungsbezügen. Bei stationären Leistungen kommen weitere 15 Prozent hinzu, maximal 85 Prozent gesamt.

Fazit: „Der Beihilfesatz bestimmt direkt, welchen Anteil du noch privat absichern musst.“

Bei 70 Prozent Beihilfe brauchst du eine PKV mit 30 Prozent Absicherung. Bei 90 Prozent Beihilfe wie in Sachsen brauchst du nur 10 Prozent PKV-Schutz. Bei 60 Prozent Beihilfe wie in Bremen für Alleinstehende brauchst du 40 Prozent PKV.

Je höher der Beihilfesatz, desto niedriger fallen deine monatlichen PKV-Beiträge aus. Bei einem Wechsel des Beihilfesatzes, etwa durch Pensionierung, passt die PKV automatisch den Versicherungsschutz an.

Ich bin seit über 15 Jahren PKV-Berater und habe bereits über 1.000 Beamte beim Übergang in den Ruhestand begleitet. Die Anpassung des Beihilfesatzes von 50 auf 70 Prozent ist einer der größten finanziellen Vorteile der Beamtenpension.