Nein, der Beihilfeergänzungstarif ist in den meisten Fällen NICHT Teil der Öffnungsaktion.
Bei der Öffnungsaktion bekommst du in der Regel nur den Haupttarif, also die Basisabsicherung deiner 30 oder 50 Prozent Restkosten. Den Beihilfeergänzungstarif musst du separat mit vollständiger Gesundheitsprüfung beantragen.
Das ist einer der größten Nachteile der Öffnungsaktion und wird von vielen Beamten unterschätzt. Ich bin seit über 15 Jahren PKV-Berater und habe bereits über 1.000 Beamte beim Einstieg in die PKV beraten.
Die Enttäuschung ist groß, wenn Beamte nach der Öffnungsaktion feststellen, dass sie ohne Beihilfeergänzungstarif auf erheblichen Eigenanteilen sitzen bleiben.
Was bedeutet das konkret für dich?
Bei der Öffnungsaktion bekommst du nur den Haupttarif mit vereinfachter Gesundheitsprüfung. Das ist zum Beispiel bei der Debeka der Tarif B30 oder B20, je nachdem ob du 30 oder 20 Prozent Restkosten absichern musst.
Den Beihilfeergänzungstarif, bei der Debeka heißt das zum Beispiel BC, bekommst du nur mit vollständiger Gesundheitsprüfung.
Wenn du Vorerkrankungen hast, die zur Nutzung der Öffnungsaktion geführt haben, wirst du beim Beihilfeergänzungstarif wahrscheinlich abgelehnt oder bekommst Leistungsausschlüsse.
Folgen bei Nutzung der Öffnungsaktion ohne Beihilfeergänzungstarif
Ohne Beihilfeergänzungstarif bleibst du auf folgenden Kosten sitzen. Bei Zahnersatz zahlst du oft 20 bis 40 Prozent selbst. Bei einer Zahnkrone für 1.500 Euro können das 300 bis 600 Euro Eigenanteil sein. Bei Sehhilfen bekommst du oft nur 50 Euro von der Beihilfe, eine gute Brille kostet aber 400 bis 600 Euro. Du zahlst 350 bis 550 Euro selbst.
Bei Arzthonoraren über dem 3,5-fachen Satz der Gebührenordnung zahlst du die Differenz selbst.
Das können bei aufwändigen Behandlungen mehrere hundert Euro sein. Bei Heilpraktiker-Leistungen bekommst du meist keine oder nur minimale Erstattung. Bei Einbettzimmer im Krankenhaus zahlst du die komplette Differenz zum Zweibettzimmer selbst, oft 40 bis 80 Euro pro Tag.
Vor zwei Wochen kam eine 35-jährige Lehrerin zu mir, die vor einem Jahr über die Öffnungsaktion bei der Debeka versichert wurde. Sie hatte gerade eine Zahnkrone bekommen für 1.800 Euro. Die Beihilfe zahlte 720 Euro, ihr Haupttarif B30 zahlte 540 Euro. Sie blieb auf 540 Euro Eigenanteil sitzen.
Mit Beihilfeergänzungstarif BC hätte sie nur 80 Euro selbst zahlen müssen.
Welche Versicherer bieten den Beihilfeergänzungstarif als Teil der Öffnungsaktion an?
Es gibt sehr wenige Versicherer, die den Beihilfeergänzungstarif als Teil der Öffnungsaktion anbieten. Die meisten handhaben es so, dass du den Beihilfeergänzungstarif separat beantragen musst.
Einige kleinere Versicherer wie HUK-Coburg oder Continentale bieten manchmal Komplettlösungen an, bei denen auch der Ergänzungstarif vereinfacht geprüft wird. Das ist aber eher die Ausnahme als die Regel.
Die Debeka, der größte Anbieter für Beamte, bietet den BC-Tarif definitiv NICHT als Teil der Öffnungsaktion an. Das ist ein großer Nachteil für Beamte mit Vorerkrankungen.
Alternative: Beihilfeergänzungstarif bei anderem Versicherer
Du kannst versuchen, den Haupttarif bei Versicherer A über die Öffnungsaktion zu bekommen und den Beihilfeergänzungstarif bei Versicherer B zu beantragen.
Das funktioniert aber nur, wenn Versicherer B deine Vorerkrankungen anders bewertet oder sie als nicht relevant einstuft.
Vor einem Monat hatte ich einen 40-jährigen Polizeibeamten in Beratung. Er bekam bei der Debeka den Haupttarif B30 über die Öffnungsaktion wegen einer früheren Bandscheiben-OP. Den Beihilfeergänzungstarif lehnte die Debeka ab.
Wir versuchten es bei der Barmenia und HUK-Coburg. Die Barmenia lehnte ebenfalls ab, aber die HUK-Coburg nahm ihn mit einem Leistungsausschluss für orthopädische Behandlungen. Besser als nichts.
Was kannst du tun, wenn du keinen Beihilfeergänzungstarif bekommst?
Du hast mehrere Optionen, wenn du über die Öffnungsaktion nur den Haupttarif bekommst.
- Option 1: Akzeptiere die Eigenanteile und lege monatlich Geld zur Seite. Rechne mit etwa 50 bis 100 Euro monatlich für Eigenanteile. Über ein Jahr sind das 600 bis 1.200 Euro.
- Option 2: Versuche es nach einigen Jahren erneut. Wenn deine Vorerkrankung ausgeheilt ist und du mehrere Jahre symptomfrei warst, kannst du den Beihilfeergänzungstarif neu beantragen.
- Option 3: Schließ Einzelzusatzversicherungen ab. Für Zahnersatz, Sehhilfen und Heilpraktiker gibt es separate Zusatzversicherungen. Die sind oft günstiger als ein kompletter Beihilfeergänzungstarif, decken aber nur bestimmte Bereiche ab.
Fazit: „Wenn du Vorerkrankungen hast und die Öffnungsaktion nutzen musst, informiere dich vorher genau über die Folgen.“
Rechne dir aus, was dich die fehlende Ergänzungsversicherung über die Jahre kostet. Vergleiche verschiedene Versicherer, nicht nur die Debeka.
Manchmal ist es besser, einen Versicherer zu wählen, der kulanter bei der Gesundheitsprüfung ist und dir auch den Beihilfeergänzungstarif gewährt, auch wenn der Haupttarif etwas teurer ist. Die Ersparnis durch den Beihilfeergänzungstarif macht das oft mehr als wett.
Letzte Woche rechnete ich einer 38-jährigen Verwaltungsbeamtin vor: Debeka Haupttarif über Öffnungsaktion 180 Euro, kein BC-Tarif, Eigenanteile circa 80 Euro monatlich. Gesamt 260 Euro. Barmenia Haupttarif mit regulärer Prüfung 210 Euro, Ergänzungstarif 18 Euro, keine Eigenanteile. Gesamt 228 Euro.
Sie sparte mit der Barmenia 32 Euro monatlich und hatte besseren Schutz.
