Die Beihilfe für aktive Beamte in Hessen beträgt grundsätzlich 50 Prozent für ambulante und zahnärztliche Behandlungen, erhöht sich aber um jeweils 5 Prozent für jeden berücksichtigungsfähigen Ehepartner oder jedes Kind bis zu einem Maximum von 70 Prozent.
Bei stationären Krankenhausbehandlungen kommt ein Bonus von 15 Prozentpunkten obendrauf.
Dieses familienbezogene System ist ein besonderes Merkmal der hessischen Beihilfe und unterscheidet sich fundamental von anderen Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg, wo feste Prozentsätze gelten.
Der Vorteil für kinderreiche Familien in Hessen ist erheblich und macht die PKV-Kosten deutlich planbarer.
Beihilfesatz in Hessen steigt mit der Familiengröße
Hessen verfolgt ein familienbezogenes System, bei dem sich der Beihilfesatz je nach Anzahl der berücksichtigungsfähigen Angehörigen erhöht. Diese Staffelung berücksichtigt, dass Familien mit mehreren Kindern oder einem nicht berufstätigen Ehepartner höhere Gesundheitskosten bei oft geringerem Einkommen haben:
| Familiensituation | Beihilfesatz ambulant/Zahn | Beihilfesatz stationär |
|---|---|---|
| Alleinstehender Beamter | 50 % | 65 % |
| Beamter + Ehepartner | 55 % | 70 % |
| Beamter + 1 Kind | 55 % | 70 % |
| Beamter + Ehepartner + 1 Kind | 60 % | 75 % |
| Beamter + 2 Kinder | 60 % | 75 % |
| Beamter + Ehepartner + 2 Kinder | 65 % | 80 % |
| Beamter + 3 oder mehr Kinder | 70 % (Maximum) | 85 % (Maximum) |
Die Erhöhung um 5 Prozent pro Person mag zunächst gering erscheinen, summiert sich aber erheblich. Bei einer vierköpfigen Familie mit zwei Kindern kommst du auf 65 Prozent Beihilfe ambulant, was bedeutet, dass du nur noch 35 Prozent über die PKV absichern musst statt 50 Prozent bei einem alleinstehenden Beamten.
Beamtenanwärter und Referendare bekommen deutlich mehr Beihilfe
Seit dem 24. November 2021 gilt in Hessen eine deutlich verbesserte Regelung für Beamte auf Widerruf, die eine erhebliche finanzielle Erleichterung während der Ausbildungsphase mit typischerweise niedrigem Einkommen darstellt:
- Beamtenanwärter/Referendare ambulant/Zahn erhalten 70 Prozent Beihilfe unabhängig vom Familienstand
- Beamtenanwärter/Referendare stationär bekommen 85 Prozent Beihilfe bei Krankenhausaufenthalten
Diese Sätze gelten unabhängig vom Familienstand und für alle berücksichtigungsfähigen Familienangehörigen. Das bedeutet eine erhebliche finanzielle Entlastung, da die Kosten für die private Krankenversicherung deutlich niedriger ausfallen. Ein 25-jähriger Anwärter zahlt bei 70 Prozent Beihilfe oft nur 70 bis 90 Euro monatlich für die PKV, während ein regulärer Beamter mit 50 Prozent Beihilfe 200 bis 350 Euro zahlen würde.
Diese Regelung war eine direkte Reaktion auf Beschwerden von Beamtenanwärtern, die sich die PKV-Beiträge bei niedrigen Anwärterbezügen kaum leisten konnten.
Diese Angehörigen erhöhen deinen Beihilfesatz
Folgende Personen kannst du als Angehörige berücksichtigen lassen, was jeweils deinen Beihilfesatz um 5 Prozent erhöht:
- Ehepartner oder eingetragene Lebenspartner – nur wenn das Einkommen im vorletzten Kalenderjahr vor Antragstellung nicht mehr als 23.208 Euro betrug, was in etwa dem Grundfreibetrag entspricht
- Kinder – bis zum 18. Lebensjahr ohne weitere Voraussetzungen oder während Ausbildung/Studium bis zum 25. Lebensjahr, wobei das Einkommen des Kindes keine Rolle spielt
Die Einkommensgrenze beim Ehepartner wird im vorletzten Jahr geprüft. Wenn du also 2025 einen Antrag stellst, zählt das Einkommen deines Partners aus 2023. Diese zeitliche Verzögerung kann vorteilhaft sein, wenn das Einkommen deines Partners aktuell gestiegen ist, aber vor zwei Jahren noch unter der Grenze lag.
Wie teuer ist die private Restkostenversicherung?
Die verbleibenden Kosten, die nicht durch die Beihilfe abgedeckt werden, musst du über eine private Krankenversicherung absichern. Die PKV-Beiträge variieren je nach Alter, Gesundheitszustand und gewünschtem Leistungsumfang:
- Bei 50 Prozent Beihilfe benötigst du 50 Prozent PKV mit typischen Kosten zwischen 200 und 350 Euro monatlich, abhängig von Alter und Tarif
- Bei 55 Prozent Beihilfe mit einem Angehörigen brauchst du 45 Prozent PKV und zahlst etwa 180 bis 315 Euro monatlich
- Bei 70 Prozent Beihilfe als Anwärter brauchst du nur 30 Prozent PKV, was ab 70 Euro monatlich bei Eintrittsalter 25 Jahre oder ab 85 Euro bei Eintrittsalter 32 Jahre kostet
- Bei 70 Prozent Beihilfe mit vier Kindern zahlst du als aktiver Beamter ähnlich niedrige PKV-Beiträge wie ein Anwärter
Diese Spannen zeigen, wie wichtig der Beihilfesatz für deine monatliche finanzielle Belastung ist. Der Unterschied zwischen 50 und 70 Prozent Beihilfe kann über 150 Euro monatlich oder 1.800 Euro jährlich ausmachen.
Diese Besonderheiten solltest du kennen
Wahlleistungen im Krankenhaus wie Chefarztbehandlung und Zweibett- oder Einzelzimmer sind in Hessen grundsätzlich nicht beihilfefähig, was Hessen von vielen anderen Bundesländern unterscheidet.
Polizeibeamte können jedoch durch Zahlung eines monatlichen Beitrags von 18,90 Euro eine zusätzliche Beihilfe für stationäre Wahlleistungen erhalten, was sich bei häufigeren Krankenhausaufenthalten durchaus lohnen kann.
Material- und Laborkosten bei Zahnbehandlungen und Zahnersatz sind zu 50 Prozent beihilfefähig, unabhängig von deinem persönlichen Beihilfesatz. Das bedeutet, selbst wenn du einen Beihilfesatz von 70 Prozent hast, erhältst du bei Zahnersatz nur 50 Prozent erstattet. Für die restlichen 50 Prozent benötigst du entweder eine entsprechende PKV-Leistung oder eine separate Zahnzusatzversicherung.
Die Rechtsgrundlage für die Beihilfesätze findest du in der Hessischen Beihilfenverordnung (HBeihVO), insbesondere in § 15.
Die familienbezogene Staffelung macht Hessen zu einem der wenigen Bundesländer mit diesem System und unterscheidet sich deutlich von der Bundesbeihilfe und den meisten anderen Ländern, die eher einheitliche Prozentsätze kennen.
