Beim Wechsel von der privaten Krankenversicherung in die gesetzliche Krankenversicherung erleidest du einen vollständigen Verlust aller angesammelten Altersrückstellungen. Das ist eine der härtesten finanziellen Konsequenzen eines solchen Wechsels.
Die Altersrückstellungen, die du über Jahre oder Jahrzehnte aufgebaut hast, verfallen nicht einfach, sondern verbleiben beim PKV-Versicherer und kommen dort der Versichertengemeinschaft zugute. Du bekommst sie nicht ausgezahlt, weder als Einmalzahlung noch als Rente, und kannst sie auch nicht auf die GKV übertragen.
Der Grund liegt im grundlegend anderen Finanzierungsprinzip der GKV. Die gesetzliche Krankenversicherung kennt keine Altersrückstellungen, sie arbeitet nach dem Umlageverfahren.
Jeder zahlt entsprechend seinem Einkommen, nicht seinem Alter oder Krankheitsrisiko. Es gibt keine individuelle Kapitalbildung für das Alter. Das System der PKV-Altersrückstellungen ist nicht kompatibel mit der GKV-Struktur.
Wie hoch kann der Verlust sein? Stell dir mal folgendes vor: Du bist mit 30 Jahren in die PKV eingetreten und zahlst 400 Euro monatlich mit 10 Prozent Altersrückstellung, also 40 Euro pro Monat. Nach 20 Jahren mit 50 Jahren hast du 9.600 Euro angesparte Rückstellungen (ohne Zinsen). Mit Verzinsung und Zinseszins sind es deutlich mehr, oft 15.000 bis 20.000 Euro. Bei einem Wechsel zur GKV sind diese Rückstellungen unwiederbringlich verloren.
Es gibt zwei Strategien, um die Altersrückstellungen nicht komplett zu verlieren:
- Große Anwartschaftsversicherung: Diese erhält deine Altersrückstellungen vollständig und baut während der GKV-Zeit sogar weiter Rückstellungen auf. Sie sichert deinen Gesundheitszustand und das ursprüngliche Eintrittsalter. Die Kosten liegen bei höheren monatlichen Beiträgen während der Anwartschaft, aber das lohnt sich, wenn eine Rückkehr in die PKV wahrscheinlich ist.
- Kleine Anwartschaftsversicherung: Die bestehenden Rückstellungen bleiben erhalten und werden eingefroren, aber es werden keine neuen Rückstellungen gebildet. Sie sichert nur den Gesundheitszustand, nicht das Eintrittsalter. Das ist die günstigere Option, aber bei Rückkehr zahlst du höhere Beiträge aufgrund des erreichten Alters.
Vor zwei Monaten saß ein 48-jähriger Kunde bei mir, der aus finanziellen Gründen zurück in die GKV wechseln wollte. Er hatte über 28.000 Euro Altersrückstellungen angespart. Ich rechnete ihm vor, dass er diese 28.000 Euro komplett verliert, wenn er ohne Anwartschaftsversicherung wechselt.
Er entschied sich für eine große Anwartschaftsversicherung für 180 Euro monatlich, weil er in drei Jahren wieder selbstständig werden wollte. So blieben seine Rückstellungen erhalten und er konnte später ohne Verlust zurück in die PKV.
Ein Wechsel zur GKV kann trotz des Verlusts der Altersrückstellungen in bestimmten Situationen die richtige Entscheidung sein: Wenn die PKV-Beiträge nicht mehr bezahlbar sind, dein Einkommen stark gesunken ist, du die Voraussetzungen für eine kostenfreie Familienversicherung in der GKV erfüllst, oder du noch relativ jung bist und noch nicht viel angespart hast.
In meinen über 1.000 Beratungsgesprächen sage ich meinen Kunden immer: Bevor du einen Wechsel vollziehst, frag die Höhe deiner Altersrückstellungen bei deiner PKV an, vergleiche die langfristige Beitragsbelastung in GKV versus PKV, prüf Optionen für eine Anwartschaftsversicherung und hol dir professionelle Beratung.
Der Verlust von Altersrückstellungen ist oft größer als die meisten denken.
