Er hatte sich ausgerechnet, dass er mit 2.600 Euro gut leben könnte. Dann kam der Bescheid seiner Krankenkasse: 142 Euro Krankenversicherungsbeiträge auf die Betriebsrente. Pro Monat.
Er war fassungslos. Niemand hatte ihm gesagt, dass auf Betriebsrenten Krankenversicherungsbeiträge anfallen. Nicht sein Arbeitgeber, nicht sein Versicherungsvertreter, niemand. Von seinen 800 Euro Betriebsrente blieben nur noch 658 Euro übrig.
Diese Überraschung erleben gerade tausende Rentner in Deutschland. Betriebsrenten gelten als Versorgungsbezüge, und darauf fallen Krankenversicherungsbeiträge an.
Wie hoch sind Krankenversicherungsbeiträge auf die Betriebsrente?
Betriebsrenten aus der betrieblichen Altersversorgung werden in der gesetzlichen Krankenversicherung als Versorgungsbezug eingestuft. Die Behandlung unterscheidet sich je nach deinem Versicherungsstatus.
Pflichtversichert in der Krankenversicherung der Rentner
Wenn du als Rentner in der Krankenversicherung der Rentner pflichtversichert bist, zahlst du auf Versorgungsbezüge den vollen Beitragssatz. Aber es gibt eine wichtige Entlastung: den Freibetrag.
Der Freibetrag liegt 2025 bei 187,25 Euro monatlich. Nur was darüber hinausgeht, ist beitragspflichtig. Das ist seit 2020 so und hat vielen Rentnern geholfen.
Die Beitragssätze sehen so aus:
- Krankenversicherung: 14,6 Prozent auf den Betrag oberhalb des Freibetrags.
- Zusatzbeitrag: Durchschnittlich 2,5 Prozent, je nach Krankenkasse, auf den gesamten Zahlbetrag.
- Pflegeversicherung: 3,4 Prozent, beziehungsweise 4,0 Prozent für Kinderlose, auf den gesamten Zahlbetrag.
Wichtig: Die Deutsche Rentenversicherung übernimmt keinen Zuschuss für Versorgungsbezüge. Im Gegensatz zur gesetzlichen Rente, bei der sie 7,3 Prozent übernimmt, trägst du hier alles selbst.
Bei einer Betriebsrente von 400 Euro sind die ersten 187,25 Euro beitragsfrei. Auf die verbleibenden 212,75 Euro zahlst du 14,6 Prozent Krankenversicherung, plus Zusatzbeitrag und Pflegeversicherung auf die gesamten 400 Euro.
Freiwillig versichert in der GKV
Wer die Voraussetzungen für die Krankenversicherung der Rentner nicht erfüllt, muss sich freiwillig gesetzlich versichern. Dann wird es deutlich teurer.
Als freiwillig Versicherter zahlst du auf alle Einkünfte den allgemeinen oder ermäßigten Beitragssatz:
- Krankenversicherung: 14,0 Prozent ermäßigter Satz oder 14,6 Prozent allgemeiner Satz.
- Zusatzbeitrag: Durchschnittlich 2,5 Prozent auf alle Einkünfte.
- Pflegeversicherung: 3,4 Prozent, beziehungsweise 4,0 Prozent für Kinderlose.
Die gesamte Betriebsrente wird als beitragspflichtige Einnahme gewertet, ohne Freibetrag. Bei einer Betriebsrente von 1.000 Euro zahlst du etwa 205 Euro Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge. Das sind über 20 Prozent.
Privat krankenversichert
Für privat Krankenversicherte ist die Betriebsrente beitragsunabhängig. Die PKV-Beiträge richten sich nach Tarifmerkmalen wie Einstiegsalter, Leistungsumfang und Gesundheitszustand. Sie bleiben unverändert, unabhängig von der Höhe deiner Betriebsrente.
Deine Betriebsrente kommt also komplett ohne Abzüge bei dir an. Allerdings musst du deine PKV-Beiträge in voller Höhe selbst tragen.
Alle Formen der betrieblichen Altersversorgung betroffen
Die Regelung gilt für alle Arten der betrieblichen Altersversorgung: Direktversicherung, Pensionskasse, Pensionsfonds, Unterstützungskasse und Direktzusage. Alle werden als Versorgungsbezüge behandelt und entsprechend verbeitragt.
Bei Entgeltumwandlung sind die Beiträge in der Ansparphase sozialversicherungsfrei. Das ist der Vorteil während der Arbeitszeit. In der Auszahlungsphase gelten sie dann als Betriebsrente und werden entsprechend mit Krankenversicherungsbeiträgen belegt.
Einmalzahlungen aus Direktversicherungen werden verteilt
Bei Einmalzahlungen aus Direktversicherungen wird der Betrag auf 120 Monate, also 10 Jahre, verteilt. Du zahlst dann monatlich Krankenversicherungsbeiträge, auch wenn das Geld längst ausgegeben ist.
Bei einer Einmalzahlung von 50.000 Euro ergibt das eine fiktive Monatsrente von 416,67 Euro. Darauf zahlst du 10 Jahre lang jeden Monat Krankenversicherungsbeiträge.
Fallbeispiele: Was kostet die Betriebsrente wirklich?
Ich zeige dir an vier ausführlichen Beispielen, wie unterschiedlich die Krankenversicherungsbeiträge ausfallen können.
Beispiel 1: Pflichtversicherter Rentner mit monatlicher Betriebsrente
Hans M., 67 Jahre, hat sein ganzes Leben beim gleichen Arbeitgeber gearbeitet:
Einkunftsart | Monatlicher Betrag |
---|---|
Gesetzliche Rente | 1.500 € |
Betriebsrente (Direktversicherung) | 400 € |
➡️ Gesamteinkommen | 1.900 € |
Status: Pflichtversichert in der KVdR, erfüllt die 90-Prozent-Vorversicherungszeit, Krankenkasse mit 2,5 Prozent Zusatzbeitrag, ein erwachsenes Kind über 25 Jahre.
Krankenversicherungsbeiträge auf die gesetzliche Rente:
Position | Berechnung | Betrag |
---|---|---|
Krankenversicherung | 7,3 % von 1.500 € | 109,50 € |
Zusatzbeitrag (hälftig) | 1,25 % von 1.500 € | 18,75 € |
Zuschuss Deutsche Rentenversicherung | –109,50 € | –109,50 € |
➡️ Eigenanteil Krankenversicherung | – | 18,75 € |
Pflegeversicherung (mit Kind) | 3,4 % von 1.500 € | 51,00 € |
➡️ Summe gesetzliche Rente | – | 69,75 € |
Krankenversicherungsbeiträge auf die Betriebsrente:
Position | Berechnung | Betrag |
---|---|---|
Freibetrag 2025 | – | 187,25 € |
Beitragspflichtiger Betrag | 400 € – 187,25 € | 212,75 € |
Krankenversicherung | 14,6 % von 212,75 € | 31,06 € |
Zusatzbeitrag | 2,5 % von 400 € | 10,00 € |
Pflegeversicherung | 3,4 % von 400 € | 13,60 € |
➡️ Summe Betriebsrente | – | 54,66 € |
Gesamtübersicht:
Position | Brutto | Abzüge | Netto |
---|---|---|---|
Gesetzliche Rente | 1.500 € | 69,75 € | 1.430,25 € |
Betriebsrente | 400 € | 54,66 € | 345,34 € |
➡️ Gesamt | 1.900 € | 124,41 € | 1.775,59 € |
Abzugsquote auf Betriebsrente: 13,7 Prozent
Dank des Freibetrags zahlt Hans nur auf 212,75 Euro der Betriebsrente den vollen Krankenversicherungssatz. Von 400 Euro Betriebsrente bleiben ihm 345,34 Euro netto übrig. Der Freibetrag spart ihm etwa 27 Euro pro Monat.
Beispiel 2: Freiwillig Versicherte ohne gesetzliche Rente
Petra S., 62 Jahre, war lange selbstständig und hat keine gesetzliche Rente:
Einkunftsart | Monatlicher Betrag |
---|---|
Betriebsrente (aus früherer Festanstellung) | 1.200 € |
Mieteinnahmen | 600 € |
➡️ Gesamteinkommen | 1.800 € |
Status: Freiwillig versichert in der GKV, keine Pflichtversicherungszeiten, Krankenkasse mit 2,5 Prozent Zusatzbeitrag, kinderlos.
Krankenversicherungsbeiträge (freiwillig versichert):
Freiwillig Versicherte zahlen auf alle Einkünfte Beiträge, ohne Freibetrag.
Position | Berechnung | Betrag |
---|---|---|
Krankenversicherung (ermäßigt) | 14,0 % von 1.800 € | 252 € |
Zusatzbeitrag | 2,5 % von 1.800 € | 45 € |
Pflegeversicherung (kinderlos) | 4,0 % von 1.800 € | 72 € |
➡️ Gesamtbeitrag | – | 369 € |
Gesamtübersicht:
Position | Betrag |
---|---|
Bruttoeinkommen | 1.800 € |
Abzüglich Sozialabgaben | –369 € |
➡️ Nettoeinkommen | 1.431 € |
Abzugsquote: 20,5 Prozent
Petra zahlt deutlich mehr als pflichtversicherte Rentner, weil sie keinen Freibetrag bei der Betriebsrente erhält, auch auf Mieteinnahmen Beiträge zahlen muss und den vollen Beitragssatz selbst tragen muss ohne jeglichen Zuschuss.
Von ihrer Betriebsrente von 1.200 Euro gehen etwa 246 Euro für Krankenversicherung ab. Das sind über 20 Prozent ihrer Betriebsrente alleine.
Beispiel 3: Einmalzahlung aus Direktversicherung
Klaus W., 65 Jahre, lässt sich seine Direktversicherung komplett auszahlen:
Einkunftsart | Betrag |
---|---|
Einmalzahlung Direktversicherung | 50.000 € |
Gesetzliche Rente (monatlich) | 1.800 € |
Status: Pflichtversichert in der KVdR, Krankenkasse mit 2,5 Prozent Zusatzbeitrag, ein Kind.
Berechnung bei Einmalzahlung:
Bei Einmalzahlungen wird der Betrag auf 120 Monate, also 10 Jahre, verteilt.
Position | Berechnung | Betrag |
---|---|---|
Einmalzahlung | – | 50.000 € |
Verteilung | ÷ 120 Monate | Fiktive Monatsrente: 416,67 € |
Freibetrag | – | 187,25 € |
Beitragspflichtiger Betrag | 416,67 € – 187,25 € | 229,42 € |
Krankenversicherung | 14,6 % von 229,42 € | 33,49 € |
Zusatzbeitrag | 2,5 % von 416,67 € | 10,42 € |
Pflegeversicherung (mit Kind) | 3,4 % von 416,67 € | 14,17 € |
➡️ Monatlicher Beitrag | – | 58,08 € |
Gesamtbelastung über 10 Jahre:
Position | Berechnung | Betrag |
---|---|---|
Monatlicher Beitrag | – | 58,08 € |
Laufzeit | × 120 Monate | 6.969,38 € |
Einmalzahlung brutto | – | 50.000 € |
Abzüglich Sozialabgaben | –6.969,38 € | |
➡️ Netto verbleibend | – | 43.030,62 € |
Abzugsquote: 13,94 Prozent
Klaus muss 10 Jahre lang monatlich 58,08 Euro an seine Krankenkasse zahlen. Insgesamt kostet ihn die Einmalzahlung von 50.000 Euro knapp 7.000 Euro an Sozialabgaben.
Wichtig: Der Beitrag wird tatsächlich jeden Monat fällig, auch wenn das Geld längst ausgegeben oder anderweitig angelegt ist. Das müssen viele erst lernen, wenn die monatlichen Abbuchungen beginnen.
Beispiel 4: Hohe Betriebsrente bei Pflichtversicherung
Sabine K., 68 Jahre, hat durch lange Betriebszugehörigkeit eine hohe Betriebsrente aufgebaut:
Einkunftsart | Monatlicher Betrag |
---|---|
Gesetzliche Rente | 2.000 € |
Betriebsrente | 1.000 € |
➡️ Gesamteinkommen | 3.000 € |
Status: Pflichtversichert in der KVdR, Krankenkasse mit 2,5 Prozent Zusatzbeitrag, ein Kind.
Krankenversicherungsbeiträge auf die Betriebsrente:
Position | Berechnung | Betrag |
---|---|---|
Freibetrag | – | 187,25 € |
Beitragspflichtiger Betrag | 1.000 € – 187,25 € | 812,75 € |
Krankenversicherung | 14,6 % von 812,75 € | 118,66 € |
Zusatzbeitrag | 2,5 % von 1.000 € | 25,00 € |
Pflegeversicherung | 3,4 % von 1.000 € | 34,00 € |
➡️ Gesamtbeitrag | – | 177,66 € |
Gesamtübersicht:
Position | Brutto | Abzüge | Netto |
---|---|---|---|
Betriebsrente | 1.000 € | 177,66 € | 822,34 € |
Abzugsquote: 17,8 Prozent
Bei einer hohen Betriebsrente von 1.000 Euro werden monatlich 177,66 Euro an Sozialabgaben fällig. Der Freibetrag entlastet zwar, macht sich aber prozentual weniger bemerkbar als bei kleineren Renten.
Ohne den Freibetrag würde Sabine 205 Euro zahlen müssen, also 20,5 Prozent von 1.000 Euro. Der Freibetrag spart ihr 27,34 Euro pro Monat, beziehungsweise 328,08 Euro pro Jahr.
Der Vergleich: Pflichtversichert vs. Freiwillig versichert
Pflichtversichert (KVdR) | Freiwillig versichert | |
---|---|---|
Freibetrag | 187,25 € (2025) | Kein Freibetrag |
Beitragssatz KV | 14,6 % (nur auf Betrag über Freibetrag) | 14,0 % oder 14,6 % (auf Gesamtbetrag) |
Weitere Einkünfte | Mieten, Zinsen etc. beitragsfrei | Alle Einkünfte beitragspflichtig |
Bei 400 € Betriebsrente | ca. 55 € Abzüge (13,7 %) | ca. 82 € Abzüge (20,5 %) |
Bei 1.000 € Betriebsrente | ca. 178 € Abzüge (17,8 %) | ca. 205 € Abzüge (20,5 %) |
Der Unterschied zwischen Pflichtversicherung und freiwilliger Versicherung kann bei einer Betriebsrente von 1.000 Euro monatlich über 300 Euro pro Jahr ausmachen. Über 20 Jahre Rentenbezug sind das über 6.000 Euro.
Fazit: „Die Betriebsrente ist eine gute Altersvorsorge, aber nur wenn du die Abzüge von Anfang an einkalkulierst“
In den letzten Wochen habe ich dutzende Rentner beraten, die schockiert waren von den Abzügen auf ihre Betriebsrente. Sie hatten mit 800 Euro gerechnet und bekamen nur 658 Euro. Niemand hatte ihnen vorher gesagt, dass Krankenversicherungsbeiträge anfallen.
Mein dringender Rat: Prüf jetzt, ob du die Voraussetzungen für die Krankenversicherung der Rentner erfüllst. Der Freibetrag von 187,25 Euro kann dir mehrere hundert Euro im Jahr sparen.
Wenn du freiwillig versichert wirst, musst du mit etwa 20 Prozent Abzug rechnen. Bei einer Betriebsrente von 1.000 Euro sind das 205 Euro monatlich, die für Kranken- und Pflegeversicherung draufgehen.
Kalkuliere diese Abzüge von Anfang an ein, wenn du eine Entgeltumwandlung vereinbarst oder deine betriebliche Altersvorsorge aufbaust. Was in der Ansparphase nach einem guten Deal aussieht, kann in der Auszahlungsphase enttäuschen, wenn du die Krankenversicherungsbeiträge nicht bedacht hast.
Die Betriebsrente bleibt eine sinnvolle Form der Altersvorsorge, gerade wenn dein Arbeitgeber einen Zuschuss zahlt. Aber sie ist keine Wunderlösung, und du solltest mit realistischen Nettobeträgen rechnen, nicht mit den Bruttozahlen aus den Hochrechnungen. Der Unterschied kann mehrere tausend Euro über die Rentenlaufzeit ausmachen.