Dann kam der erste Bescheid seiner Krankenkasse: 410 Euro Krankenversicherungsbeiträge auf seine BU-Rente. Pro Monat.
Von seinen 2.000 Euro blieben nur noch 1.590 Euro übrig. Das hatte ihm niemand vorher gesagt. Nicht der Versicherungsvertreter, nicht seine Krankenkasse, niemand. Er saß bei mir im Büro und fragte verzweifelt, ob das wirklich sein kann.
Ja, das kann sein. Und es betrifft tausende Menschen, die genau jetzt ihre BU-Rente beantragen oder bereits beziehen. Die Höhe der Krankenversicherungsbeiträge hängt davon ab, wie du versichert bist. Ich zeige dir jetzt alle Szenarien mit konkreten Zahlen für 2025.
Wie hoch sind Krankenversicherungsbeiträge auf die BU-Rente?
Die Antwort auf diese Frage kann dich mehrere hundert Euro im Monat kosten oder dir genau diese Summe sparen. Es kommt darauf an, ob du pflichtversichert oder freiwillig versichert bist.
Pflichtversichert mit Erwerbsminderungsrente
Wenn du zusätzlich zur privaten BU-Rente auch eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente von der Deutschen Rentenversicherung bekommst, hast du Glück. Auf die private BU-Rente zahlst du null Euro Krankenversicherungsbeiträge.
Das ist der beste Fall, den du haben kannst. Die Krankenversicherungsbeiträge werden nur auf die gesetzliche Erwerbsminderungsrente berechnet, nicht auf die private BU-Rente. Die private BU-Rente landet komplett beitragsfrei bei dir.
Um die gesetzliche Erwerbsminderungsrente zu bekommen, musst du bestimmte Voraussetzungen erfüllen:
- Du hast mindestens fünf Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt.
- In den letzten fünf Jahren vor Eintritt der Erwerbsminderung hast du mindestens 36 Monate Pflichtbeiträge gezahlt.
- Dein Leistungsvermögen liegt unter sechs Stunden täglich für die teilweise Erwerbsminderungsrente, beziehungsweise unter drei Stunden für die volle Erwerbsminderungsrente.
Wenn du diese Voraussetzungen erfüllst, bleibst du pflichtversichert in der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Deutsche Rentenversicherung übernimmt sogar die Hälfte des Krankenversicherungsbeitrags aus deiner Erwerbsminderungsrente.
Freiwillig versichert ohne Erwerbsminderungsrente
Hier wird es richtig teuer. Wenn du keine gesetzliche Erwerbsminderungsrente bekommst und nur Leistungen aus deiner privaten BU-Versicherung beziehst, wirst du freiwilliges Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung.
Als freiwillig Versicherter musst du auf alle Einkünfte Krankenversicherungsbeiträge zahlen. Das schließt die private BU-Rente ausdrücklich mit ein. Dazu kommen Mieteinnahmen, Kapitalerträge und alle sonstigen Einkünfte.
Die Beitragssätze für 2025 liegen bei:
- Krankenversicherung: 14,0 Prozent ermäßigter Satz oder 14,6 Prozent allgemeiner Satz.
- Zusatzbeitrag: Durchschnittlich 2,5 Prozent, je nach Krankenkasse zwischen 2,0 und 3,1 Prozent.
- Pflegeversicherung: 3,4 Prozent, beziehungsweise 4,0 Prozent für Kinderlose über 23 Jahren.
Zusammen kommst du auf etwa 19 bis 20 Prozent deiner BU-Rente, die für Kranken- und Pflegeversicherung draufgehen. Bei 2.000 Euro BU-Rente sind das 380 bis 400 Euro monatlich.
Die Beitragsbemessungsgrenze liegt 2025 bei 5.512,50 Euro monatlich. Bis zu dieser Grenze musst du Beiträge zahlen. Alles darüber ist beitragsfrei.
Besonderheit bei Verheirateten mit privatversichertem Partner
Wenn du verheiratet bist und dein Partner privat krankenversichert ist, wird bei der Beitragsberechnung das halbe Einkommen deines Partners angerechnet. Das kann die Beitragslast erheblich erhöhen.
Ein Beispiel: Deine BU-Rente liegt bei 1.500 Euro, dein Partner verdient 4.000 Euro. Deine Bemessungsgrundlage ist dann 1.500 Euro plus 2.000 Euro vom Partner, macht 3.500 Euro. Darauf zahlst du etwa 700 Euro Krankenversicherungsbeiträge.
Das kann schnell existenzbedrohend werden, wenn die Beiträge deine BU-Rente übersteigen oder fast auffressen.
Betriebliche BU-Versicherung
Eine Sonderstellung nimmt die Berufsunfähigkeitsversicherung im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge ein. Leistungen aus einer betrieblichen BU-Versicherung sind immer in voller Höhe beitragspflichtig, unabhängig davon, ob du pflicht- oder freiwillig versichert bist.
Der Grund: Betriebliche BU-Leistungen werden als Versorgungsbezüge eingestuft. Auf diese fallen bei gesetzlich Versicherten grundsätzlich der volle Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag an.
Der Beitragssatz liegt bei 14,6 Prozent Krankenversicherung plus Zusatzbeitrag plus Pflegeversicherung, macht etwa 19 bis 20 Prozent.
Es gibt aber einen Freibetrag: Seit 2020 sind die ersten 187,25 Euro monatlich bei pflichtversicherten Rentnern in der Krankenversicherung der Rentner beitragsfrei. Nur der Betrag oberhalb dieses Freibetrags ist beitragspflichtig. Dieser Freibetrag gilt allerdings nicht für freiwillig Versicherte.
Der Beitrag wird in der Regel direkt von der BU-Rente abgezogen.
Privat krankenversichert
Für privat Krankenversicherte sieht die Situation völlig anders aus. Die Höhe der PKV-Beiträge ist unabhängig vom Einkommen und somit auch unabhängig vom Bezug einer BU-Rente.
Deine PKV-Beiträge müssen auch bei Berufsunfähigkeit in voller Höhe weitergezahlt werden. Die Beitragshöhe bleibt grundsätzlich gleich wie vor Eintritt der Berufsunfähigkeit. Die BU-Rente hat keinen Einfluss auf die Beitragshöhe.
Eine Ausnahme kann für die Krankentagegeldversicherung gelten, die oft bei Berufsunfähigkeit gekündigt werden kann. Hier kann eine Anwartschaftsversicherung sinnvoll sein, falls die Berufsunfähigkeit nur vorübergehend ist.
Steuerliche Behandlung der BU-Rente
Neben den Krankenversicherungsbeiträgen musst du auch die steuerliche Behandlung im Blick haben. Die gute Nachricht: Bei den meisten privaten BU-Versicherungen fällt kaum oder gar keine Steuer an.
Bei einer selbstständigen BU-Versicherung wird nur der sogenannte Ertragsanteil besteuert. Dieser hängt von der voraussichtlichen Laufzeit der Rentenzahlung ab.
Bei 20 Jahren Restlaufzeit sind nur 21 Prozent der BU-Rente steuerpflichtig. Bei einer BU-Rente von 2.000 Euro monatlich wären das 420 Euro pro Monat, beziehungsweise 5.040 Euro pro Jahr. Da dieser Betrag unter dem Grundfreibetrag von 11.784 Euro für 2025 liegt, fällt keine Einkommensteuer an.
In den meisten Fällen bleibt die Steuerbelastung bei privaten BU-Renten daher sehr gering oder null.
Anders sieht es bei einer BU-Zusatzversicherung zur Rürup-Rente aus. Hier gelten besondere Regelungen. Die Beiträge sind innerhalb des Höchstbetrags von 29.344 Euro für Alleinstehende steuerlich absetzbar. Im Leistungsfall wird die BU-Rente dann aber mit dem vollen steuerpflichtigen Anteil besteuert. 2025 sind das 85 Prozent.
Bei betrieblichen BU-Versicherungen werden die Leistungen nach der nachgelagerten Besteuerung behandelt und sind grundsätzlich mit dem vollen Beitragssatz beitragspflichtig in der Sozialversicherung.
Fallbeispiele: Was kostet die BU-Rente wirklich?
Ich zeige dir an vier konkreten Beispielen, wie unterschiedlich die Krankenversicherungsbeiträge ausfallen können.
Beispiel 1: Pflichtversicherter mit Erwerbsminderungsrente
Ein 45-jähriger Handwerker bezieht folgende Leistungen:
Einkunftsart | Monatlicher Betrag |
---|---|
Gesetzliche Erwerbsminderungsrente | 1.200 € |
Private BU-Rente | 1.500 € |
➡️ Gesamteinkommen | 2.700 € |
Krankenversicherungsbeiträge (pflichtversichert):
Position | Berechnung | Betrag |
---|---|---|
Beitrag auf Erwerbsminderungsrente | 14,6 % + 2,5 % = 17,1 % von 1.200 € | 205,20 € |
Zuschuss Deutsche Rentenversicherung | 7,3 % von 1.200 € | –102,60 € |
➡️ Eigenanteil Krankenversicherung | – | 102,60 € |
Beitrag auf private BU-Rente | 0 % (beitragsfrei bei Pflichtversicherten) | 0 € |
Pflegeversicherung (kinderlos) | 4,0 % von 1.200 € | 48,00 € |
➡️ Gesamtbeitrag pro Monat | – | 150,60 € |
Nettoeinkommen:
Position | Betrag |
---|---|
Erwerbsminderungsrente | 1.200 € |
Abzüglich Kranken- und Pflegeversicherung | –150,60 € |
➡️ Netto-Erwerbsminderungsrente | 1.049,40 € |
Private BU-Rente (keine Abzüge) | 1.500 € |
➡️ Gesamt verfügbar | 2.549,40 € |
Die private BU-Rente bleibt komplett beitragsfrei. Das ist der ideale Fall.
Beispiel 2: Freiwillig versicherter Single ohne Erwerbsminderungsrente
Ein 43-jähriger IT-Berater bezieht nur eine private BU-Rente:
Einkunftsart | Monatlicher Betrag |
---|---|
Private BU-Rente | 2.000 € |
Keine weiteren Einkünfte | 0 € |
➡️ Gesamteinkommen | 2.000 € |
Krankenversicherungsbeiträge (freiwillig versichert):
Position | Berechnung | Betrag |
---|---|---|
Krankenversicherung (ermäßigt) | 14,0 % von 2.000 € | 280 € |
Zusatzbeitrag | 2,5 % von 2.000 € | 50 € |
Pflegeversicherung (kinderlos) | 4,0 % von 2.000 € | 80 € |
➡️ Gesamtbeitrag pro Monat | – | 410 € |
Nettoeinkommen:
Position | Betrag |
---|---|
BU-Rente brutto | 2.000 € |
Abzüglich Kranken- und Pflegeversicherung | –410 € |
➡️ Netto verfügbar | 1.590 € |
Von 2.000 Euro bleiben nur 1.590 Euro übrig. Das sind über 400 Euro Abzug pro Monat, über 4.900 Euro im Jahr.
Beispiel 3: Betriebliche BU-Versicherung
Ein 50-jähriger Angestellter bezieht eine BU-Rente aus betrieblicher Altersvorsorge:
Einkunftsart | Monatlicher Betrag |
---|---|
BU-Rente aus betrieblicher Altersvorsorge | 1.000 € |
Keine weitere Rente | 0 € |
➡️ Gesamteinkommen | 1.000 € |
Krankenversicherungsbeiträge (pflichtversichert in der KVdR):
Position | Berechnung | Betrag |
---|---|---|
Freibetrag für Versorgungsbezüge | – | 187,25 € |
Beitragspflichtiger Betrag | 1.000 € – 187,25 € | 812,75 € |
Krankenversicherung | 14,6 % von 812,75 € | 118,66 € |
Zusatzbeitrag | 2,5 % von 812,75 € | 20,32 € |
Pflegeversicherung (mit Kind, 3,4 %) | 3,4 % von 812,75 € | 27,63 € |
➡️ Gesamtbeitrag pro Monat | – | 166,61 € |
Nettoeinkommen:
Position | Betrag |
---|---|
BU-Rente brutto | 1.000 € |
Abzüglich Kranken- und Pflegeversicherung | –166,61 € |
➡️ Netto verfügbar | 833,39 € |
Der Beitrag wird direkt von der Rente abgezogen. Immerhin gibt es den Freibetrag von 187,25 Euro.
Beispiel 4: Verheirateter freiwillig Versicherter mit privatversichertem Partner
Ein 48-jähriger Selbstständiger bezieht BU-Rente, seine Ehefrau ist privat versichert:
Einkunftsart | Monatlicher Betrag |
---|---|
Private BU-Rente | 1.500 € |
Partner privat versichert mit Einkommen | 4.000 € |
Angerechnetes halbes Partnereinkommen | 2.000 € |
➡️ Bemessungsgrundlage | 3.500 € |
Krankenversicherungsbeiträge (freiwillig versichert):
Position | Berechnung | Betrag |
---|---|---|
Krankenversicherung (ermäßigt) | 14,0 % von 3.500 € | 490 € |
Zusatzbeitrag | 2,5 % von 3.500 € | 87,50 € |
Pflegeversicherung (kinderlos) | 4,0 % von 3.500 € | 140 € |
➡️ Gesamtbeitrag pro Monat | – | 717,50 € |
Nettoeinkommen:
Position | Betrag |
---|---|
BU-Rente brutto | 1.500 € |
Abzüglich Kranken- und Pflegeversicherung | –717,50 € |
➡️ Rechnerisches Netto | 782,50 € |
Die Krankenversicherungsbeiträge übersteigen fast die halbe BU-Rente. In solchen Fällen wird der tatsächlich zu zahlende Beitrag auf die tatsächliche Leistungsfähigkeit begrenzt, kann aber dennoch extrem belastend sein.
Situation | BU-Rente brutto | KV/PV-Beitrag | Netto verfügbar | Verlust |
---|---|---|---|---|
Pflichtversichert mit EM-Rente | 2.700 € (gesamt) | 150,60 € | 2.549,40 € | 5,6 % |
Freiwillig versichert (Single) | 2.000 € | 410 € | 1.590 € | 20,5 % |
Betriebliche BU | 1.000 € | 166,61 € | 833,39 € | 16,7 % |
Verheiratet, Partner privat | 1.500 € | 717,50 € | 782,50 € | 47,8 % |
Die Unterschiede sind dramatisch. Während der pflichtversicherte Rentner nur 5,6 Prozent verliert, zahlt der verheiratete freiwillig Versicherte fast die Hälfte seiner BU-Rente an die Krankenversicherung.
Fazit: „Die BU-Rente kann dich retten oder ruinieren, je nachdem wie du krankenversichert bist“
In den letzten Jahren habe ich dutzende Berufsunfähige beraten, die völlig überrascht waren von den Krankenversicherungsbeiträgen. Niemand hatte ihnen beim Abschluss der BU-Versicherung gesagt, was später passiert.
Mein dringender Rat: Prüf jetzt, ob du im Ernstfall Anspruch auf eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente hättest. Hast du in den letzten fünf Jahren mindestens 36 Monate in die Rentenversicherung eingezahlt? Hast du insgesamt fünf Jahre Wartezeit erfüllt?
Wenn ja, bist du im Leistungsfall pflichtversichert und zahlst auf die private BU-Rente keine Krankenversicherungsbeiträge. Das kann dir mehrere hundert Euro im Monat sparen.
Wenn nein, musst du als freiwillig Versicherter mit etwa 20 Prozent Abzug rechnen. Bei einer BU-Rente von 2.000 Euro sind das 400 Euro monatlich, die dir fehlen. Kalkuliere deine BU-Rentenhöhe deshalb von Anfang an so, dass du auch nach Abzug der Krankenversicherungsbeiträge gut leben kannst.
Diese Entscheidung triffst du einmal beim Abschluss der BU-Versicherung. Später ist es zu spät. Nimm dir die Zeit, rechne durch und lass dich unabhängig beraten. Die Krankenversicherungsbeiträge auf die BU-Rente können über deine finanzielle Existenz im Ernstfall entscheiden.